
Medikationsfehler zählen weltweit zu den häufigsten Ursachen für vermeidbare Patientenschäden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziffert den Anteil medikationsbedingter Schäden auf etwa 50 % aller vermeidbaren Ereignisse im Gesundheitswesen. Eine aktuelle Analyse zur globalen Belastung durch vermeidbare Medikationsschäden kommt zu dem Ergebnis, dass etwa einer von zwanzig stationären Behandlungsfällen betroffen ist. Mehr als ein Viertel dieser Schäden ist schwerwiegend oder lebensbedrohlich (Panagioti et al., 2024; WHO 2022).
Die Ursachen reichen von fehlender Transparenz bei der Aufnahmemedikation über unsystematische Verordnungsprozesse bis hin zu nicht dokumentierten oder fehlerhaften Verabreichungen. Auch in digitalisierten Einrichtungen entstehen Medikationsfehler, wenn Prozessbrücken fehlen oder medienbruchanfällige Schnittstellen nicht geschlossen sind. Ein fehlender systemischer Ansatz in der Medikationskette bleibt somit ein erhebliches Risiko für Patientensicherheit und Versorgungsqualität.

Ein durchgängiger digitaler Medikationsprozess beginnt bereits bei der Aufnahme: Die initiale Medikationsanamnese wird strukturiert im System erfasst und über den E-Medikationsplan (eMP) übernommen oder ergänzt. Diese strukturierte Erfassung bildet die Grundlage für eine qualifizierte Weiterverordnung.
Die ärztliche Verordnung erfolgt direkt in der elektronischen Kurve unter Verwendung standardisierter Wirkstoffverzeichnisse. Dabei greifen automatisierte AMTS-Prüfmechanismen (z. B. auf Wechselwirkungen, Doppelverordnungen, alters- oder funktionsbezogene Kontraindikationen). Die Validierung durch Apotheker:innen ist in den digitalen Prozess integriert und ermöglicht eine pharmazeutische Prüfung vor der Bereitstellung.
Die Kommissionierung erfolgt automatisiert über einen direkt angebundenen Kommissionierautomaten. Die Übernahme der Medikationsdaten aus der elektronischen Kurve ermöglicht eine patientenindividuelle Zusammenstellung ohne Medienbruch. Die logistische Rückmeldung an das Kurvensystem stellt sicher, dass Statusveränderungen (gestellt, geliefert, bereit zur Gabe) digital dokumentiert werden.
Bei der Verabreichung wird der Medikationsprozess durch Barcode-Scanning validiert: Die Pflege scannt Patientenarmband und Medikamentenetikett – das System prüft die Übereinstimmung mit der Verordnung in Echtzeit. Nur bei korrekter Zuordnung erfolgt die Dokumentation der Gabe automatisch im System.
Den Abschluss bildet die strukturierte Erstellung der Entlassmedikation. Die bisherigen Verordnungen können selektiv übernommen, angepasst oder abgesetzt werden. Die Entlassmedikation wird automatisch in den E-Medikationsplan übertragen oder als Medikationsplan zur Weitergabe an weiterbehandelnde Einrichtungen bzw. Hausarztpraxis vorbereitet.

MC³ Curve und MC³ Medication unterstützt medizinisches Fachpersonal bei der strukturierten Verordnung, Validierung und Steuerung medikationsbezogener Prozesse. Als Teil von Mesalvos HealthCentre Plattform ermöglichen die Lösungen eine kontextsensitive Eingabe mit AMTS-Validierungslogik und bieten eine fundierte Basis für die Weiterverarbeitung im pharmazeutischen und pflegerischen Bereich.
Ergänzt wird diese Systematik durch HealthCentre | Reach, eine mobile Applikation für die Pflege, die Medikationsinformationen und Barcode-basierte Validierung direkt am Patientenbett bereitstellt. Die Gabe wird damit nicht nur digital abgesichert, sondern auch unmittelbar dokumentiert. Dies entlastet Pflegepersonal, erhöht die Transparenz und schafft eine nachvollziehbare, revisionssichere Medikationshistorie.
Kliniken profitieren von einem geschlossenen digitalen Regelkreis für die Medikation, der Sicherheitsrisiken reduziert, die Versorgungsqualität verbessert und strukturelle Entlastung im klinischen Alltag bietet.
Podcast-Tipp: Wie digitale Medikationsprozesse im Alltag wirken, beleuchtet unser Meslavo-Expertenteam im gemeinsamen Podcast mit KMA Online. Bald da, wo es Podcasts gibt.